LiVeMAP – Erprobungen auf dem Allgemeinen Arbeitsmarkt

Buchhaltung, Verwaltung, Archiv, Elektromontage, Garten-/Landschaftsbau, Gastronomie oder Betreuung - so vielfältig wie die Interessen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren auch die Erprobungen in der Praxis. Wenn auch nicht immer gleich einen Arbeitsplatz, konnten sie doch wichtige Erkentnisse über Fähigkeiten und Anforderungen in den Arbeitsgebieten gewinnen.

 LiVeMAP – LAG im Verbund für Menschen Arbeitgeber und Partner
- Aktive Gestaltung von Übergängen und Vernetzung


Gemeinsam haben die Werkstätten in Berlin ein Qualifizierungsprojekt, gefördert durch den Europäischen Sozialfond (ESF), für ihre Werkstattbeschäftigten auf den Weg gebracht.
Ziel von LiVeMAP ist die aktive Gestaltung von Übergängen aus den Werkstätten für behinderte Menschen auf den Allgemeinen Arbeitsmarkt und wirkt damit ergänzend zu den Aufgaben der Werkstatt. Menschen mit Behinderungen sollen praxisnah an die Anforderungen des Allgemeinen Arbeitsmarktes herangeführt werden. Seit Oktober 2016 bereiten sich die 30 Teilnehmer/innen im Projekt LiveMAP vor und konnten schon viele spannende Erfahrungen in der Praxis sammeln.

LiVeMAP – Zwischenstand der Qualifizierung in Theorie und Praxis

Seit 10 Monaten treffen sich bis zu 30 Werkstattbeschäftigte zweimal wöchentlich, um den möglichen Schritt auf den Allgemeinen Arbeitsmarkt zu erproben und vorzubereiten. So vielfältig die WfbM in ihren Ausrichtungen sind, so unterschiedlich sind die Teilnehmer/innen in ihren Fähigkeiten, Beeinträchtigungen und Hoffnungen. Schon jetzt zeigt sich ein Erfolg des Projekts in der individuellen Stärkung der Persönlichkeiten und dem großen Wir-Gefühl der Gruppe.
Die von den drei Projekt-Mitarbeitern/innen geleiteten theoretischen Schulungen hatten zu Anfang das Erstellen von Bewerbungsunterlagen und das Bewerbungstraining im Fokus sowie die Sensibilisierung für die Bedeutung von Schlüsselqualifikationen. Selbstwertgefühl, Kommunikationsvermögen, Teamfähigkeit, Konzentration und Umgang mit Stress oder Konflikten sind Fähigkeiten, um eine Beschäftigung in Unternehmen zu erreichen und zu festigen. Mittels Übungen und Rollenspielen haben die Teilnehmer/innen laufend die Möglichkeit, sich hier zu entdecken und weiter zu entwickeln. Daneben wurden in der zweiten Phase des Projekts verstärkt Berufsfeld übergreifende Themen, wie Arbeitssicherheit, Hygienebestimmungen oder Recht und Gesetz am Arbeitsplatz behandelt. Die Teilnehmer/innen schätzen es sehr, dass ihre Bedarfe bei der Themenwahl und Seminarplanung berücksichtigt werden.

Mit dem Umzug des Seminarstandorts zu WERGO GmbH stehen der Gruppe mehrere Computer zur Verfügung. Dies bietet die Möglichkeit einen weiteren Schritt der Qualifizierung zu gehen: Die Gründung einer Übungsfirma, die Origami produziert. In der Japanische Faltkunst eG, müssen alle Positionen vom Hausmeister bis zum geschäftsführenden Vorstand besetzt sein. Jede/r Teilnehmer/in kann sich in allen Abteilungen erproben und muss Verantwortung für einen erfolgreichen Betrieb übernehmen.
Für die konkrete fachliche und berufsspezifische Qualifizierung sind im Projektverlauf mindestens zwei mehrwöchige betriebliche Erprobungen vorgesehen. Bislang konnten 19 Teilnehmer/innen in mindestens einem Praktikum ihr Können anwenden und ihr Wissen erweitern. Mit Unterstützung durch die Projekt-Mitarbeiter/in und in Abstimmung mit den Werkstätten gelang es, in Verwaltungen, Senioreneinrichtungen, Gastronomie, im Bibliothekswesen, Archiv, Landschafts-/Gartenbau, Hausmeisterbereich oder in der Produktion, Elektromontage, Verpackung und Wäscherei passende Praktikumsplätze zu vermitteln, bei denen die Beschäftigten ihre persönlichen Möglichkeiten und Grenzen der Arbeitswelt erfahren konnten. In zwei Ausnahmefällen genügte ein Erprobungstag, um zu erkennen, dass der Betrieb nicht die passende Arbeitsstelle für einen behindertengerechten Arbeitsplatz bietet. Zumeist verliefen die Praktika über sechs bis acht Wochen, um sich und die Arbeit ausgiebig kennen zu lernen. Für fünf Praktikant/innen zeichnen sich durch ihre Leistungen und Passungen in die Unternehmen bereits mit dem ersten Versuch Übernahmen in einen betriebsintegrierten Arbeitsplatz ab.

Auch die Teilnehmer/innen, die bisher kein Praktikum durchlaufen haben, konnten ihre praktischen Fähigkeiten unter Beweis stellen: Gerne wird die LiVeMAP-Gruppe bei der Durchführung von Veranstaltungen der LAG WfbM eingesetzt. Schon während des Infotags der Werkstätten 2016 trug das Team mit seinen Serviceleistungen zum Gelingen des Events bei. Mit diesen Erfahrungen unterstützte die Gruppe jüngst die feierliche Übergabe der Zertifikate nach Abschluss der zweijährigen Beruflichen Bildung in der Werkstatt im Roten Rathaus und wird bei Schichtwechsel  und dem Infotag der Werkstätten am 05.12.2017 mit Arbeitsfreude zur Stelle sein.
Wenn sich auch nicht für alle ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis anbietet, sind schon jetzt Kompetenzzuwächse und wichtige persönliche Erkentnisse gewonnen. „Es war schön, aber jetzt weiß ich wenigstens, dass ich in der Werkstatt bleiben möchte“, antwortete eine Teilnehmerin bei der frühzeitigen Verabschiedung aus dem Projekt. Bisher haben sich die Leistungen und Anstrengungen der teilnehmenden Beschäftigten ausgezahlt: entweder sie sind ihren Wünschen einen Schritt näher gekommen oder haben diese Ziele für sich nach dem Praxistest noch einmal überprüft. Die Projekt-Mitarbeiter/in freuen sich jedenfalls über die vielfältigen Begleitungen beim Start auf den Allgemeinen Arbeitsmarkt. Und hoffen am Ende des Projekts so manchen an den Integrationsfachdienst Übergang Werkstatt Allgemeiner Arbeitsmarkt (IFD ÜWA) übergeben zu können.
 

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